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Leinen los!

Wenn die Sonne lacht und zum Fotografieren einlädt, kann es für mich meist nicht früh oder spät genug sein. Und so strahlt die Sonne zwar an diesem Sonntag Morgen in Polen herbstlich tief, doch sie sorgt für einen blauen Himmel.

Das Grüne Tor erstrahlt im morgendlichen Licht in den herrlichsten Farben.

Also entschließe ich mich zu einem frühen Rundgang durch die Gassen der Altstadt, wo am Abend noch das öffentliche Leben tobte und zu früher Stunde verschlafen erwacht. Vorbei am Grünen Tor gehe ich erneut über die Brücke der Mottlau auf die östliche Seite, wo sich die Marina von Gdansk befindet.

Die Schiffe in der Marina Danzigs am frühen Sonntagmorgen.

Ich halte erneut Ausschau nach dem markanten Boot mit den Fahrrädern auf dem Dach, doch es liegt ca. 10 km außerhalb der Stadt. Daher werden wir nach dem Frühstück von dem Eigner abgeholt und erhalten ein erste kleine Einweisung in die wichtigsten Bestandteile des 10 m langen Bootes mit erstaunlich geringem Tiefgang.

Der geringe Tiefgang vom Hausboot Aleksandra ermöglicht ein ufernahes Ankern und ein kühles Bad im Meer.

Genau das machen wir uns aber wenig später zu Nutze und legen in unmittelbarer Ufernähe mitten in der Ostsee an. Nicht einmal knietief ist hier das Wasser und dank des Spätsommers und immer noch sonnigen Wetters gönnen wir uns alle ein kurzes Bad im Meer. Nur der Wind wird etwas frisch, aber das ganz uns Nordschländer ja bekanntlich nichts anhaben. Wir setzen unsere Fahrt fort, begleitet von der Geschichte zwischen Deutschland und Polen. Auf der Westerplatte erinnert ein großes Monument an den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges – im vereinigten Europa mit dem verbindenden Euro und zahlreichen europaweit verflochtenen Firmen liegen diese Ereignisse zum Glück weit in der Vergangenheit verankert.

Brutstätte der Solidarność-Bewegung – die Danziger Werft.

Wir fahren vorbei an den Traditionswerften, werfen dabei einen Blick auf den langjährigen Arbeitgeber des ehemaligen polnischen Gewerkschaftsführer und späteren Staatspräsidenten Lech Walesa und erfahren dabei interessante Details über die Hintergründe der revolutionären Bewegung in den 80er Jahren.

Der Arm der Mottlau führt uns am Nachmittag wieder zurück in die Stadt, wo wir noch kleine Besorgungen für die kommenden Tage erledigen und später während der Dämmerung noch für einige stimmungsvollen Aufnahmen der Wasserseite während der blauen Stunde sorgen.

Das Krantor im Herzen der Stadt markiert als Wahrzeichen den Aufstieg Danzigs zur Hansestadt im 15. Jahrhundert. Es wird daher auch als ein Industriedenkmal des Mittelalters bezeichnet.

Gemeinsam kehren wir in eines der traditionell an der Uferpromenade gelegenen Lokale ein und testen neben dem einheimischen Bier diesmal auch das berühmte Danziger Goldwasser – nach der polnischen Definition auch eine Art von Vodka. Früh geht es dann die paar Schritte zurück zum Boot und ich verbringe meine erste Nacht an Bord der Aleksandra.

Danziger Goldwasser ist in Polen eine Form von Vodka.

© Text und Fotos – Cornelius Kalk

Der Artikel von Carina Wolfram erschien in der Juli-Ausgabe der Zeitschrift ‘boote’.